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  • AutorenbildRedaktion

Die Rolle der Institution Schule im Kapitalismus (Meinung)

In dem System, in dem wir leben, werden uns schon früh kapitalistische Eigenschaften antrainiert. So auch in der Schule. Werfen wir einen Blick auf die Methode des Lernens, die uns beigebracht wird. Lernen basiert hier auf Druck, und zwar solchem von Mitschüler:innen, Eltern oder Lehrkräften. Dadurch entsteht zum Beispiel Prüfungsangst. Die wenigsten haben Angst vor der Prüfung selbst, für die meisten ist es die Angst Erwartungen nicht gerecht zu werden, die Angst vor dem Versagen. Angst, die Eltern oder Lehrkräfte zu enttäuschen. Noten sind hierbei ein bewährtes Druckmittel. Schnell wird unser Wert durch unsere Noten definiert und unser Lernverhalten von Angst geprägt. Es geht darum, zu leisten, statt Lernstoff zu verinnerlichen, ob dadurch der Inhalt wirklich ankommt, ist unwichtig.


Die Lernmethode der meisten Schüler:innen sieht indessen so aus: Auswendig lernen -> Leistung erbringen -> Stoff vergessen. Diesen Kreislauf wiederholen wir unsere komplette Schulzeit hindurch und haben am Ende nicht die Hälfte des Lehrstoffs wirklich verstanden.

Wir sehen, dass es keine Kapazitäten und somit auch kaum Aufwand gibt, sich dem Lernverständnis der einzelnen Schüler:innen zu widmen. Jugendliche, die Schwierigkeiten haben, werden vernachlässigt und es wird versucht, sie mit mehr Druck dazu zubringen, den Anforderungen gerecht zu werden. Doch so funktionieren wir nicht!


Wir brauchen multi-professionelle Lehrteams um wirklich alle Schüler:innen mitzunehmen und die Lehrkräfte zu entlasten. Denn dieses Schulsystem macht nicht nur uns Schüler:innen krank. Wir sehen wie unsere Lehrkräfte vor überfüllten Klassen stehen und versuchen, den Unterricht so zu gestalten, dass alle mitkommen. Doch das schaffen sie nicht. Das können sie gar nicht schaffen, weil viele selbst kurz vor einem Burnout stehen und komplett überlastet sind. Unter diesen Umständen ist es so gut wie unmöglich, eine angenehme und produktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen.


Fazit ist:

Die Klassen sind zu groß und Lehrkräfte fehlen!


Eine weitere kapitalistische Eigenschaft, die wir beigebracht bekommen, ist das Konkurrenzdenken. Uns wird Konkurrenzfähigkeit für das zukünftige Leben antrainiert, doch genau das führt zu Frustration und Lähmung der Lernfähigkeit, da der Fokus nun auf dem gegenseitigen Übertrumpfen statt auf produktivem Lernen liegt.


Diesen Konkurrenzkampf sehen wir auch auf anderen Ebene. Patriarchale Schönheitsideale prägen leider den Alltag von jungen Frauen und Mädchen. Wir werden miteinander verglichen, für unser Aussehen bewertet und in Konkurrenz zueinander gestellt. Frauen werden in dieser Gesellschaft konstant hinterfragt und unterschätzt, sodass wir unseren Wert immer wieder neu unter Beweis stellen müssen. Das in Verbindung mit dem allseits präsenten Konkurrenzkampf bedeutet, dass Frauen bzw. Mädchen dazu gedrängt werden, sich über andere Frauen bzw. Mädchen zu stellen und ihren Wert zu beweisen, indem sie ihn der jeweils anderen nehmen. Patriarchale Geschlechterrollen werden auch in der Schule reproduziert, sodass Frauensolidarität kaum zustande kommen kann.


Von der Grundschule bis ins Erwachsenenleben werden wir von Konkurrenz und dem Fokus auf individuellen Erfolg geprägt und erfahren so kaum solidarischen Umgang.


Das muss sich ändern!


Eigenschaften wie Egoismus und Ignoranz sind direkte Produkte dieses Systems, denen es entgegenzuwirken gilt.

Die Schule sollte ein Ort der Gemeinschaft und des Zusammenhaltes sein. Um Toleranz, Empathie und Zusammenhalt in der Schule grundlegend zu festigen, darf der solidarische Umgang miteinander nicht im Widerspruch zu antrainierten Lern- und Leistungsprinzipien stehen.


Schule muss anders!



Aliyah, 12. Jahrgang (Gastbeitrag)

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