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  • AutorenbildRedaktion

Wo war eigentlich...?

Einigen von euch ist es aufgefallen: Herr Hachgenei war eine ganze Weile ganz lässig da und dann plötzlich - ja dann plötzlich nicht mehr. Glücklicherweise hat er sich in der Zwischenzeit wieder angefunden und so konnte ihm SZ einige Fragen dazu stellen, wo er geblieben war.



SZ: Herr Hachgenei, wo waren sie denn letztes Schuljahr?


HH: Ich habe ein sogenanntes Sabbatjahr gemacht, also sabbatical. Das bedeutet, dass ich ein ganzes Jahr lang von der Arbeit freigestellt war und in dieser Zeit eigentlich machen konnte, was ich wollte. Acht Monate der Zeit habe ich genutzt, um zu reisen.


Ich bin erstmal in Bangkok gewesen, dann bin ich nach Ko Tao gereist, das ist eine kleine Insel im Süden Thailands. Dort bin ich tauchen gewesen und habe dort eigentlich die meiste Zeit des ersten Monats verbracht. Es war wunderschön. Ich bin abgetaucht und habe ganz viele verschiedene Fische gesehen. Unter anderem bin ich auch mit einem Walhai geschwommen, das war richtig super.


Von Thailand aus bin ich weiter nach Kambodscha und habe dort auch die „Klassiker“ gemacht, so wie z.B. Angkor Wat. [historische buddhistische Tempelanlage, die Red.]. Grundsätzlich ist Südostasien sehr touristisch. Das Schöne während meiner Reise war aber, dass noch ein bisschen Post-Corona-Zeit war. Dadurch hatte die Hauptreisedynamik noch gar nicht wieder angefangen. Das heißt, ich war bei ganz vielen Sachen, die normalerweise total überlaufen sind, relativ alleine und das war natürlich ein Privileg, weil das eigentlich keine normale Situation ist. Ich bin dann nach Battambang gefahren [Provinz in West Kambodscha, die Red.], wo es auch super schön war.


Später, von Pnom Pemh aus ging es für mich weiter in den Süden von Vietnam. Dort habe ich in Saigon, also Ho-Chi-Minh-Stadt, begonnen, habe mich dann über Dalat und Ho An in den Norden vorgearbeitet und bin bis nach Hue hochgekommen.


Eigentlich wollte ich ganz Vietnam machen, habe es aber zeitig nicht geschafft, weil ich wieder zurück nach Thailand gereist bin, denn dort kam meine Partnerin dazu. Dann sind wir gemeinsam gereist, aber zu anderen Orten als denen, wo ich vorher alleine war. Wir sind zum Beispiel zusammen mit einem guide in den deep jungle im Khao Sok National Park gegangen, wo wir uns dann richtig mit Macheten durch den Dschungel geschlagen haben. Es war richtig cool. Und der guide war so ein Experte für Vogelspinnen und ich finde Spinnen eigentlich gar nicht so toll. Teilweise freaken die mich auch so ein bisschen aus.


Dann sind wir noch bei ihm zu Hause gelandet. Er züchtet Taranteln und wir hatten die Möglichkeit, auch welche von den Tieren auf die Hand zu nehmen. Ich hatte eigentlich nicht gedacht, dass ich das so gern machen würde. Aber es war eine sehr gute Erfahrung, eine kleine Konfrontationstherapie sozusagen. Denn danach ging es nach Australien und da läuft ja auch so das eine oder andere größere achtbeinige Wesen herum und auch alles Mögliche andere.


Es war dort sehr schön. Wir sind da in Sydney gestartet und sind dann an der Ostküste ein bisschen hoch und `runtergefahren, bis Sunshine Coast. Dann ging es auch `mal `runter in den Süden, ein wenig an die Ostküste bis nach Canberra und dann mit dem Auto so ein bisschen ins Innere Australiens. Es war alles superschön und wir haben dort auch wirklich die meiste Zeit verbracht.

Anschließend ging es nordwärts nach Japan, quasi auf dem Rückweg sozusagen. Wir sind dort zur Kirschblüte eingetroffen und konnten so die so genannte sakura season erleben. Im Norden der Hauptinsel gibt es eine ganz beeindruckende Flora.


Von dort aus sind wir noch um den Mount Fujii herumgefahren, wo es fünf Seen gibt. Wir haben ein Auto gemietet, die Rückbank umgelegt und haben im Auto geschlafen. Morgens beim Aufstehen hatten wir dann immer einen super schönen Blick auf den Berg.


Im Norden sind wir dann außerdem noch bei einem Japaner und seiner Familie untergekommen. Das war natürlich eine super Gelegenheit in das Land einzusteigen, weil wir jemanden hatten, der dort lebte, und wir so nicht nur die touristischen Dinge kennengelernt haben, sondern auch erfahren durften, wie die normalen Leute dort leben. Denn über unsere Gastgeber haben wir wiederum andere Japaner:innen kennengelernt, das war Hammer.


Und dann sind wir weiter mit dem Auto herumgefahren, um noch mehr über Japan zu erfahren. Wir haben uns z.B. viele Tempel angeschaut, aber auch die modernen Seiten Japans. Auf jedem Rastplatz, auch an der Straße, kann man nächtigen, wenn man möchte, und die Toiletten sind super sauber. Also das, was man hier in Deutschland überhaupt nicht von einer öffentlichen Toilette kennt. Es ist einfach alles sehr gepflegt.


Und schließlich sind wir noch nach Tokio gefahren. Das war halt so ein bisschen crazy. Und ziemlich genau das, was der Westen so von Japan kennt. Es ist eine krasse Business-Metropole und zum anderen die Heimat des Cosplay [Fanpraxis in Kostümen, die Red.]. Wir waren dann natürlich auch in Akihabara, das ist so ein Stadtteil von Tokio, wo die ganzen Pachinkos sind, also diese Spielautomaten. Da hingen die Leute in Massen davor. Oder die Spielsalons, wo über verschiedene Stockwerke hinweg verschiedenste Spielkonsolen waren und alle Leute am Zocken. Ob es nun „Dance Revolution“ oder irgendwelche Ballerspiele waren, aber es gab natürlich auch diese Maschinen mit den Greifarmen, an denen man kleine Stofftiere oder Sammelfiguren herausziehen konnte. Es war völlig wahnsinnig aber auch sehr eindrücklich.


Ja und dann sind wir von Japan aus zurück nach Berlin geflogen und hatten wirklich super viel erlebt.


SZ: Was war eigentlich Ihr schönstes Erlebnis?

 

HH: Das ist unfassbar schwer zusammenzufassen. Ich habe ja schon das Tauchen mit den Walhaien erwähnt. Das war auf jeden Fall wahnsinnig schön. Es ist aber wirklich schwierig, einen klaren Favoriten zu nennen, weil es eigentlich in jedem Land einen gibt.


In Japan, zum Beispiel, hatte ich die große Ehre und die große Gelegenheit mit einem relativ bekannten Buto-Tänzer (Buto ist eine japanische Tanzform) einen kleinen privaten Workshop zu machen, weil wir bei ihm und seiner Frau über anderen Beziehungen quasi zufällig gelandet sind. Wir haben uns alle sehr gut verstanden und sind am nächsten Tag noch auf ein Dorffest eingeladen worden. Und dort haben wir noch ein bisschen mit den Dorfältesten gefrühstückt und auch ein bisschen Sake getrunken.


Schließlich haben wir mit dem Tänzer und seinen Schülern am Ende noch Buto getanzt, also eigentlich eher für ihn und seine Schüler. Das war einfach sehr, sehr schön.


Das wären meine zwei High Lights. Es gab aber wirklich viele schöne Dinge und nette Menschen.

 

SZ: Und hatten Sie auch zwischenzeitlich den Gedanken, „Ich will jetzt nicht mehr weg hier und bleibe einfach hier“? Und wenn ja, wo?


HH: Gute Frage. Also ich sag´ mal so: Thailand und das Inselleben sind einfach wirklich sehr, sehr schön. Die Leute sind entspannt und gut drauf. Es ist nicht zu teuer. Aber da wäre die Frage, was ich da mit meinem Englisch- und Philosophie-Studium beruflich machen könnte. Wahrscheinlich eher wenig. Ich würde dort wohl eher Tauchlehrer werden oder so. Das hätte dann aber wirklich wenig mit dem zu tun, was ich von der Ausbildung bin. Aber das ließe sich schon aushalten.


Australien, zum Beispiel, wäre auch superschön. Die Städte, oder zumindest die, die ich gesehen habe. Sydney ist besonders schön, auch die ganzen Strände, man kann einfach rausgehen und z.B. vor der Arbeit surfen. Das tun dort viele Leute und es ist einfach unfassbar toll.


Aber auch so ein bisschen weiter im Busch ist es total schön, da ist alles einfach so schön dicht und grün mit ganz vielfältiger Tierwelt. Ich war dort bei einer Bekannten zu Besuch, die hatte einen Hund und ein Hühnchen bei sich im Haus. Die lebten da zusammen und dann schlängelte auch mal ab und zu ein Python über den Balkon, und man findet das total abgefahren. Aber na ja, es war ein kleiner Python, viel zu klein, um einen zu fressen. Aber das Hühnchen muss sich natürlich ein bisschen in Acht nehmen.


 SZ: Wie waren Ihr erster Schultag bzw. ihre erste Schulwoche?

 

HH: Ich hätte es mir eigentlich schwieriger vorgestellt. Ich hatte damit gerechnet, dass ich, nachdem ich für eine Zeit ein radikal anderes Leben gelebt hatte, Schwierigkeiten damit haben würde, in den Berliner Schulalltag wieder reinzukommen. Aber Schule ist in ihren Prozessen doch sehr getaktet und die Zahnrädchen greifen so schnell wieder ineinander, dass ich eigentlich gar nicht das Gefühl hatte, dass ich mich nicht hineinfinde.


Ich fürchtete zunächst auch, ich hätte irgendetwas verlernt. Aber im Gegenteil, die Erfahrung, die ich im außerschulischen Bereich gemacht habe, hilft mir. Und natürlich kam mir alles noch bekannt vor. Ich würde es natürlich bevorzugen, wenn der Wecker morgens um halb sieben nicht klingeln würde. Das war ein Jahr lang wirklich schön, das muss ich zugeben.

 

SZ: Was war das Schönste, als sie wieder hier waren?


HH: Das Schönste waren all die Schüler:innen, die mich gegrüßt haben. Das hat mich sehr gefreut. „Ach Sie sind wieder da!““ Cool!““ Erzählen Sie mal“. Ich wurde ganz viel dazu gefragt, was ich so gemacht habe in dem Jahr, und das fand ich schön. Und ich habe an den Schüler:innen bemerkt, wie sehr sie sich in dem einen Jahr entwickelt haben. Also allein wie sehr sie alle gewachsen sind, sich aber auch generell verändert haben. In der Schulzeit ist man ja quasi in all diesen Prozessen mit drinnen und Veränderungen fallen einem gar nicht so auf. Aber wenn man dann die Chance bekommt, eine Weile weg zu sein und dann zurückzukommen, ist man doch erstaunt, wie schnell sich alles verändert.


Und schließlich habe ich mich natürlich auch darüber gefreut, die Kolleg:innen wiederzusehen.


SZ: Herr Hachgenei, wir danken Ihnen für dieses Interview. 



Interview geführt von Caroline (10d)






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