In Deutschland gab es in den letzten Jahren einen riesigen Hype um private und vor allem alternativpädagogische Schulen. 2018 hatten wir etwa 5839 Schulen dieser Art in Deutschland, wo vor 26 Jahren noch nicht ganz zwei Drittel dieser Schulen existierten, nämlich grade einmal 3232. Dieser Anstieg von 81 Prozent ist enorm und spiegelt die steigende Nachfrage wieder. Inzwischen ziehen über 9 Prozent aller Schüler eine Alternative zum staatlichen Schulprogramm vor. Es gibt viele unterschiedliche Arten der Privatschule und hier in Reinickendorf sind erstaunlich viele davon vertreten. Im Folgenden die Reinickendorfer Privatschulen und ihre Konzepte:
Alternativschule Berlin
Von der RoRo fast nur einen Katzensprung entfernt liegt die Alternativschule. Diese Gemeinschaftsschule legt den Fokus darauf, Menschen zu erziehen, die sich nicht einfach nur „blind in ein System einordnen“, sondern als „mündige Bürger an der Demokratie teilhaben“ sollen. Trotzdem werden Kindheit und Schulzeit nicht als Vorbereitungsphase fürs Erwachsenendasein gesehen, sondern als ein ganz eigener Lebensabschnitt, so individuell wie das Kind, das immer ein Recht auf Selbstbestimmung, Glück und Zufriedenheit hat.
Demokratische Schule X
Auch bei dieser Schule steht wie der Name schon sagt die Demokratische Mitbestimmung im Vordergrund. Schulische Angelegenheiten werden in einer Schulversammlung von allen Schülern und Mitarbeitern gemeinsam abgestimmt. Aber nicht nur Demokratie und Gesellschaft spielen eine wichtige Rolle, auch individuelles Lernen. Hierbei stellen Lernkurse nur eine von vielen Möglichkeiten dar sich zu bilden. Die Schüler können selbst bestimmen, was sie wann und in welchem Raum lernen wollen. Dies soll durch die natürliche Neugierde des Kindes angetrieben werden und wird auch in keiner Form bewertet.
APEGO - Schule Berlin
Auch das Lernkonzept dieser Schule wird zu einem großen Teil schon durch den Namen „Apego“ (auf Spanisch und Portugiesisch - Bindung) widergespiegelt. Die Lehrer sollen den Kindern auf Augenhöhe begegnen und wichtige Entscheidungen werden zusammen getroffen. Was sie allerdings von anderen freien Schulen unterscheidet, ist die Interkulturalität. Das Lehrpersonal besteht zum Teil aus Spanisch- und Portugiesisch- Muttersprachlern, um den jahrgangsübergreifenden Schülergruppen die latein-amerikanische Kultur und Sprache fast schon durch den Alltag näher zu bringen.
Waldorfschule Märkisches Viertel
Ohne sitzen zu bleiben und ohne Noten durchlaufen die Schüler den an ihre Entwicklung angepassten Unterricht. Hierbei wird besonders handwerkliches und künstlerisches Geschick gefördert. Und der „normale“ Unterricht wird in sogenannten Epochen vermittelt. Das bedeutet in verschiedenen Fächern wird dasselbe Thema im Kontext des jeweiligen Faches behandelt. Tatsächlich kann man hier auch lernen, seinen Namen zu tanzen. Man nennt diese Form der Bewegung Eurythmie, den eigenen Namen zu tanzen ist aber nicht deren Hauptziel.
Montessori Schule Heiligensee
Anders als der Name vermuten lässt, steht diese Schule nicht in Heiligensee, sondern in Tegel. Sie ist im letzten Sommer umgezogen. Hier wird das nach der italienischen Ärztin Maria Montessori benannte Montessori-Prinzip angewandt. In jahrgangsübergreifenden Gruppen suchen die Kinder selbst aus, womit sie sich beschäftigen wollen oder auf welches der vielen AG-Angebote sie eingehen wollen. Wenn sie Hilfe brauchen, können sie einen der Lernbegleiter oder einen anderen Schüler fragen, der ihnen auf die Sprünge helfen soll, nach Montessoris Motto „Hilf mir, es selbst zu tun“. Die daraus entstehenden Ergebnisse werden wie auf vielen anderen Alternativen Schulen nicht benotet.
Vielleicht ist manchen aufgefallen, dass die meisten der Programme sehr ähnlich klingen und nur geringe Unterschiede zu finden sind. Vielleicht fragt sich jetzt auch der Eine oder Andere, warum es dann so viele verschiedene Alternative Schulen gibt. An diesem Punkt möchte ich sagen, dass genauso individuell wie ein Schüler es ist, auch seine Schule sein sollte, und dass staatliche Schulen ruhig auch etwas mehr in diese Richtung gehen könnten und ihre Schulen etwas mehr an ihre Schüler anpassen könnten.
Artikel von Dina Wettig
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