Der Vietnamkrieg ist, meiner Meinung nach, ein sehr komplexes und interessantes Thema. Falls dieser Artikel Fragen offenlässt, lohnt sich die eigene Recherche.
1858 – Vietnam wird unter dem Namen Cochinchine französische Kolonie. Das Territorium wird ausgedehnt und bleibt bis 1940 französisch. Nach der französischen Niederlage gegen Nazideutschland 1940 wird die Kolonie vom Japanischen Kaiserreich erobert. Durch dessen Niederlage im Zweiten Weltkrieg werden die Gebiete an Frankreich zurückgegeben. Sofort beginnen Aufstände, die zur französischen Niederlage bei Dien Bien Phu 1954 führen. Frankreich zieht seine Kolonialtruppen ab, die Indochinakonferenz in Genf im selben Jahr etabliert die neuen Staaten Laos, Kambodscha, die Republik Vietnam und die Demokratische Republik Vietnam mit folgenden Grenzen.
Der kommunistische Führer der Demokratischen Republik Vietnam (DRV oder Nordvietnam) Ho Chi Minh war im Zweiten Weltkrieg im Widerstand gegen Japan bekannt geworden, er ist im ganzen Land beliebt. Die Führung der Republik Vietnam, auch Südvietnam genannt, bleibt bis zum Zerfall des Landes 1975 unpopulär.
Zwischen beiden Staaten ist der Konflikt unausweichlich, da sie einander ideologisch gegenüberstehen. Die Vereinigten Staaten treten deshalb ins Bild des bis dahin weitgehend unscheinbaren Vietnams, da die von ihnen unterstützte südvietnamesische Regierung den Staat nicht unter Kontrolle halten kann.
Die Nationale Front für die Befreiung Südvietnams (NFB), auch Vietcong genannt, leistet zusätzlichen Widerstand gegen amerikanische und südvietnamesische Soldaten, wobei sie über den Ho-Chi-Minh-Pfad aus Nordvietnam unterstützt wird. Der Ho-Chi-Minh-Pfad ist ein ungepflastertes Wegenetz durch den Dschungel.
Die USA schicken zunächst Militärberater, die die südvietnamesische Armee unterstützen. Zwei Konfrontationen zwischen amerikanischen und nordvietnamesischen Schiffen, wovon eine real ist, die andere auf falsch interpretierten Radarbildern basiert, bilden 1964 den Tonkin-Zwischenfall. Daraufhin wird die Air Force nach Indochina geschickt, um durch Bombardierungen und Aufklärungsflüge das nordvietnamesische Regime zum Nachgeben zu bringen. Im März 1965 beginnt die „Operation Rolling Thunder“, die intensive Bombardierung Nordvietnams und Laos‘, um den Ho-Chi-Minh-Pfad zu zerstören. Nur Tage später werden die ersten Bodentruppen entsandt, deren Anzahl auf über 543.000 ansteigt.
Die amerikanische Militärführung in Vietnam unter General William Westmoreland berichtet immer positiv über die Lage vor Ort, auch wenn die Abnutzungsstrategie wenig Fortschritte macht. Diese dauerhafte Lüge bricht Ende Januar 1968 zusammen, als die Rahmen der Tết-Offensive die NFB und die nordvietnamesische Armee Erfolge erzielen. Es gehen Bilder des Angriffs auf die amerikanische Botschaft um die Welt. Diese Berichterstattung, die offen geschehen kann, inspiriert viele Anti-Kriegs-Proteste, in Amerika und Europa.
Search-and-Destroy-Missionen, bei denen feindliche Stellungen ausgemacht werden und dann mit per Helikopter eingeflogenen Soldaten zerstört werden, nehmen nach der Tết-Offensive stark in Anzahl zu. Zur Beurteilung der Missionen dient der Body Count. Es werden feindliche Opfer gezählt, jedoch ist der Unterschied zwischen einem NFB-Kämpfer und einem vietnamesischen Bauern, der ein Gewehr besitzt, nach dem Tod nicht erkennbar. Um den Bodycount und den Erfolg der Mission zu erhöhen, werden vielfach Zivilisten mitgezählt. Das führt zu zunehmender Brutalität.
Doch auch die amerikanischen Verluste sind hoch, durch Fallen und überraschende Angriffe, die oft nachts stattfinden, kommen viele Soldaten zu Tode.
1969 wird das Massaker von Mỹ Lai bekannt, das bereits während der Tết-Offensive begangen wurde. Es sind zwischen 350 und 500 vietnamesische Zivilisten umgebracht worden, darunter Frauen und Kinder. Der öffentliche Protest gegen den Vietnamkrieg nimmt zum Prozess des zuständigen Offiziers noch einmal stark zu.
Als Reaktion auf die Proteste soll das amerikanische Engagement in Vietnam heruntergefahren werden. Die Vietnamisierung soll dieses Ziel erreichen, die Bodenstreitkräfte sollen zu großen Teilen abgezogen werden, allein die Luftwaffe und die militärische Ausrüstung sollen im Land bleiben. Die südvietnamesische Armee soll den Krieg allein führen, unterstützt wird sie nur mit Geld aus den USA.
Das dieser Plan nicht aufgehen kann, ist eigentlich vorauszusehen, die südvietnamesische Armee ist instabil und große Teile der Soldaten desertieren oder verweigern den Dienst. Sobald die US-Armee 1973 abgezogen ist, beginnt die südvietnamesische Armee zusammenzubrechen.
Am ersten Mai 1975 kapituliert Südvietnam. Viele Vietnamesen, die der Seite Südvietnams und Amerikas angehört haben, versuchen zu fliehen, doch nicht alle schaffen es. Viele müssen für ihre politischen Einstellungen Zeit in „Erziehungslagern“ verbringen oder mit ihrem Leben bezahlen. Die letzten Flüchtenden vor den nordvietnamesischen Truppen verlassen das Land per Hubschrauber von Dächern in Saigon aus, in den folgenden Jahrzehnten folgen ihnen viele weitere.
Quellen:
Der Artikel basiert auf dem MSA-Vortrag des Autoren und eines Mitschülers.
Frey, Marc; dritte Auflage, 1999; «Geschichte des Vietnamkriegs»; Verlag C. H. Beck, München
Krumm, Wolfgang; 25. April 2014; «US-Medien und Vietnamkrieg: Welche Rolle spielten die Medien im Vietnamkrieg?»; Diplomica Verlag, bachelor + master publishing : http://www.beck-shop.de/fachbuch/leseprobe/9783956843785_ReadingSample_1.pdf
Studienarbeit von Christoph Pöll an der Universität Innsbruck «Heiße Kriege im Kalten Krieg. Die Rolle der Medien während des Vietnamkrieges»: https://webapp.uibk.ac.at/ojs/index.php/historiascribere/article/viewFile/220/129
Bundeszentrale für politische Bildung:
Steininger, Rolf; 10.10.2008; «Der Vietnamkrieg»: http://www.bpb.de/internationales/amerika/usa/10620/vietnamkrieg, 02.03.2019, 16:05
Maxner, Stephen; 19.06.2008; «Die USA und Vietnam»: http://www.bpb.de/apuz/31129/die-usa-und-vietnam?p=all, 02.03.2019, 16:23
Zeitungsartikel:
Schwelien, Joachim; 1970, 2012 aktualisiert; «Illusionen der Vietnamisierung»: https://www.zeit.de/1970/08/illusionen-der-vietnamisierung, 06.03.2019, 18:21
Stark, Florian; 15.03.2018; «Wie ganz normale Amerikaner zu Kindermördern wurden»: https://www.welt.de/geschichte/article174569608/Massaker-von-My-Lai-Ich-wuerde-sagen-wir-haben-sie-erledigt.html, 08.03.2019, 12:31
Spiegel 13/68; 25.03.1968; «Tot für den Leser»: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46093910.html, 09.03.2019, 9:41
Tagesspiegel; 17.03.2006; «Mehr Journalisten tot als im Vietnam-Krieg»: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/irakkrieg-mehr-journalisten-tot-als-im-vietnam-krieg/694120.html, 09.03.2019, 13:55
Sommer, Theo; 07.11.1969; «Raus aus Vietnam – aber wie?»: https://www.zeit.de/1969/45/raus-aus-vietnam-aber-wie, 10.03.2019, 14:28
Zeitung:
GEO EPOCHE Nr. 80; Gruner + Jahr; Hamburg; 2016; «Der Vietnamkrieg»
Internetseiten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tet-Offensive, 28.02.2019, 18:14
https://de.wikipedia.org/wiki/Phan_Th%E1%BB%8B_Kim_Ph%C3%BAc, 07.03.2019, 18:14
https://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Faas, 08.03.2019, 12:26
https://de.wikipedia.org/wiki/Vietnamkrieg, 08.03.2019, 17:23
arte-Dokumentation: „Der Vietnamkrieg - Scheitern einer Supermacht“: https://www.youtube.com/watch?v=T4DBWXz4cDE, 23.03.2019, 16:32
Bilder zum Artikel:
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